Serie: Gestern und heute

In der Serie „Gestern und heute“ stellen wir die heutigen Ansichten von Arthur Edens Motiven nach.

Eden verstand sich als malender Chronist besonders darauf, angekündigte bauliche Veränderungen ganz gezielt mit Pinsel und Farbe für die Nachwelt auf der Leinwand festzuhalten. Dabei spielte es für ihn keinen großen Unterschied, ob es sich dabei um dem Abriss eines verfallenen Bauernhauses oder gar den kompletten Umbau eines Hafens handelte.

1. Das Strandhotel in Horumersiel, gemalt 1962:

Hinter dem ehemaligen Deich in Horumersiel, unweit der Brücke über dem „Horumer Tief“, steht noch immer das 1825 wiederaufgebaute Haus des Kapitäns Cassens. Ab 1883 beherbergte es neben einer Gastwirtschaft und Handlung auch ein Hotel. Das Strandhotel ist der älteste gastronomische Betrieb des Ortes und wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts um ein Stockwerk sowie eine Veranda erweitert.

Zweifelhaften Ruhm erlangte das Hotel durch mehrere Besuche Adolf Hitlers in den 1930er Jahren. 1932 traf er hier zum ersten Mal die Filmregisseurin und -produzentin Leni Riefenstahl, die er zu einer Besprechung nach Horumersiel eingeladen hatte. Bis zum Kriegsende zog das sogenannte „Hitlerzimmer“ zahlreiche Anhänger an, die dort Erinnerungsstücke und Fotos von den Besuchen Hitlers bewundern konnten. Dieses Zimmer befand sich im Dachausbau oben rechts, mit Blick auf den Hafen, und existiert heute nicht mehr.

Erst nach dem Abtragen des alten Deiches wurde aus dieser Perspektive das Erdgeschoss des Hotels sichtbar. Im Vergleich dem Vergleichsfoto von 2013 hat sich das Strandhotel durch einen weiteren Umbau im Jahr 2017 erneut verändert.

2. Der alte Hafen in Horumersiel, gemalt 1962:

Vom einst idyllischen alten Hafen in Horumersiel ist heute nichts mehr zu sehen.

Ab 1963 wurde der Ort im Rahmen des Baus eines neuen Seedeichs stark verändert, sodass es Ortsunkundigen schwerfallen dürfte, die Stelle zu finden, an der Arthur Eden 1962 seine Staffelei aufstellte. Im Zuge der Deicharbeiten wurde das Hafenbecken zugeschüttet und dahinter neues Land erschlossen. Nach Abschluss der Arbeiten übernahm das neue Wangersiel die Entwässerung durch das alte Horumer Siel. Auf dem Gemälde ist hinten links noch der Motorbootschuppen des DLRG zu erkennen.

Anstelle des Hafens entstand links des heutigen „Horumer Tiefs“ ein Parkplatz.

3. Das Portal der Burg Kniphausen, gemalt um 1968:

Die Burg Kniphausen am Ortsrand von Fedderwarden wurde 1438 erbaut. Erster Bewohner der Burg war der Häuptling Lübbo Onneken. Nach baulichen Erweiterungen, Zerstörungen und Wiederaufbau sind heute der leicht erhöhte Burgplatz, Teile des Wassergrabens sowie der äußere Wassergraben erhalten geblieben.

Arthur Eden malte häufig auf dem Burggelände. In den 1950er und 1960er Jahren, als er die Allee, das Torhaus und den Innenhof der Burg abbildete, befand sich die Burg bereits in einem sanierungsbedürftigen Zustand.

Der Verfall der Burg sollte 1977 durch den Verkauf an den „Verein zur Erhaltung der Burg Kniphausen e.V.“ gestoppt werden. Der Verein sanierte lediglich das auf den Gemälden abgebildete Torhaus. Danach wurde die Burg verkauft und befindet sich seit 1989 in Privatbesitz.

4. Die Goldene Linie, gemalt 1946:

Wo sich heute Carolinensiel befindet, war bis ins 18. Jahrhundert weit und breit nur Meer. Die große Harlebucht, die beinahe bis Tettens und Middoge reichte, wurde ab 1545 schrittweise eingedeicht. Um das neu gewonnene Land, das sowohl für das Fürstentum Ostfriesland als auch für die Grafschaft Oldenburg von Bedeutung war, gerecht aufzuteilen und Streitigkeiten über die Entwässerung zu vermeiden, schlossen Fürstin Christine Charlotte von Ostfriesland und Graf Anton Günther von Oldenburg 1666 einen Grenzvertrag.

Zur Festlegung der Grenze beauftragte jede Seite einen Ingenieur. Diese zogen zwischen zwei Punkten auf einer Karte eine gerade Grenzlinie mit angeblich goldener Tinte. Bis heute trägt die Grenze auf Landkarten und Straßenschildern den Namen „Goldene Linie“.

Östlich von Carolinensiel verläuft die Goldene Linie genau entlang einer ehemaligen Eisenbahnbrücke, die Arthur Eden 1946 in Tempera verewigte. Das Haus Higgen auf der rechten Bildseite wurde in den 1960er Jahren verkauft und umgebaut.

5. Der Deepsdammer Weg in Sillenstede, gemalt um 1965:

Im Deepsdammer Weg in Sillenstede malte Arthur Eden häufig, besonders nach 1963, nachdem er seinen Malerbetrieb in Jever aufgegeben hatte und in das Elternhaus in Sillenstede gezogen war. Dort richtete er sich ein Atelier und eine Galerie ein. Die Motive rund um das Dorf Sillenstede waren für ihn daher schnell erreichbar.

Der Deepsdammer Weg führt aus dem Dorf in Richtung Moorhausen. Wo früher westlich der Nadorster Straße Kühe weideten, befinden sich heute der Lawayweg und die Johann-Gerriets-Straße. Der Standpunkt des Malers liegt jedoch noch hinter diesen in den 1990er Jahren entstandenen Straßen und führt auf die Felder hinaus. Auf dem rechten Bild ist nach dem Ende der erschlossenen Straße der alte Schotterweg erkennbar.

Die beiden Landarbeiterhäuser auf der rechten Bildseite sind noch erhalten, lediglich die Bäume sind kräftig in die Höhe gewachsen.

6. Am Wall – Ecke Steinstraße in Jever, gemalt 1939:

Den Blick von der Ecke Steinstraße/Am Wall auf die Wangerstraße hielt Arthur Eden oft fest. Das Motiv griff er bereits in den 1930er Jahren auf, fertigte jedoch auch in seiner späten Schaffensphase noch Ölgemälde davon an. Die Ansicht des hier gezeigten Gemäldes ist vermutlich seine erste Arbeit in Öl.

Das geklinkerte Haus am rechten Bildrand ist das „Haus Schwerin“, das zwei unterschiedliche Giebelgrößen besaß und zunächst erhalten bleiben sollte. Es fiel jedoch im Zuge der Straßensanierung 1982 der Spitzhacke zum Opfer.

Erhalten blieben das linkseitige „Haus Krei“ und das mittig gelegene „Haus Fürlus“, welches allerdings baulich erweitert wurde. Rechts angrenzend ist das „Haus Onken“ mit den rotgestrichenen Garagen.

7. Steinstraße in Jever, gemalt 1968:

Die Steinstraße war eine der ersten gepflasterten Straßen der Stadt. Ihre große Bedeutung verlor sie jedoch in der Festungszeit, als der Verkehr zur St.-Annen-Straße verlagert wurde. Das Straßenbild veränderte sich in den 1970er und 1980er Jahren erheblich aufgrund der Altstadtsanierung.

Heute ist lediglich die Gartenmauer der ehemaligen „Alten Apotheke“ am linken Bildrand noch zu erkennen. Einige der zum Teil jahrhundertealten Wohnhäuser auf der rechten Bildseite wurden von der Stadtverwaltung aufgekauft und durch Neubauten ersetzt.

Die bunt angestrichenen Häuser von Oskar Fürlus auf der rechten Bildseite waren schon Jahre lang unbewohnt und stark verfallen. Obwohl der Abriss bereits fest eingeplant war, blieben die Häuser aufgrund bestimmter Umstände noch einige Jahre erhalten.

Diesen idyllischen Winkel im Herzen der Stadt Jever malte und zeichnete Arthur Eden gerne während seiner Zeit als Bürger der Stadt von 1933 bis 1963. Doch auch nach seinem Umzug nach Sillenstede ließ ihn das Motiv nicht los, wie das hier gezeigte Gemälde von 1968 beweist.

8. Die Straßenmusikanten in der Drostenstraße in Jever, gemalt 1928:

Arthur Eden widmete sich immer wieder der Darstellung der Drostenstraße in seinen Arbeiten. Ein besonders bemerkenswertes Ölgemälde aus dem Jahr 1927 fängt eine lebendige Szene in dieser Straße ein. Im Mittelpunkt des Gemäldes stehen zwei Straßenmusikanten, die mit ihren Blasinstrumenten und einem Leierkasten auf der Straße musizieren. Ein kleines Mädchen, das neugierig auf einem Tretroller näherkommt, bleibt stehen und hört aufmerksam zu. Ein weiterer Mann beobachtet die Szene aus der Distanz, seine Hände in den Hosentaschen vergraben.
Die Szene wird an der Ecke der Drostenstraße dargestellt, an der sie in einem scharfen Winkel abbiegt und in die St.-Annen-Straße mündet. Diese verläuft parallel zum Bildhorizont, etwa auf Höhe des zentral dargestellten grünen Hauses. Der Blick entlang der Drostenstraße lässt den Betrachter drei noch erhaltene Häuser auf der rechten Seite erkennen, während das Gebäude mit dem weißen Putz im Vordergrund bereits 1963 abgebrochen wurde.

Das Gemälde wirkt durch die Darstellung alltäglicher Szenen und die Interaktion zwischen den Figuren lebendig und vermittelt eine fast erzählerische Geschichte. Diese lebendige Erzählweise hebt das Werk besonders hervor, da es zu den wenigen Gemälden gehört, in denen Eden eine so dynamische Szene erschafft. Die Kombination von Alltagsbeobachtung und künstlerischer Gestaltung verleiht dem Bild eine besondere Atmosphäre, die den Betrachter an eine vergangene Zeit erinnert und die Vergänglichkeit des Augenblicks einfängt.

Neben dem fertigen Ölgemälde existiert auch eine unvollendete Ölskizze von 1928 WV-Nr. 59, die die gleiche Szene darstellt, jedoch mit weniger Detailarbeit im Hintergrund.

9. Westeraccumersiel, gemalt 1963:

Der kleine Fischereihafen Westeraccumersiel, der im 17. Jahrhundert gegründet wurde, verlor seinen Hafen 1965. Im Jahr zuvor fuhren die letzten Kutter aus dem Ort, der direkt neben Dornumersiel liegt. Anschließend wurde das Siel abgebrochen. Grund für die Veränderungen war die Vorverlegung der Hauptdeichlinie als Konsequenz aus der Orkanflut von 1962.

Heute befindet sich dort eine große Fläche, die als Parkplatz oder auch für Veranstaltungen genutzt wird. Von der Idylle des einstigen Hafens erinnert nichts mehr. Auf Luftbildern ist jedoch noch gut die einstige Lage des Hafenbeckens und des Siels zu erkennen, da diese durch unterschiedliches Pflaster hervorgehoben wurden.

Arthur Eden malte mehrere Motive in Westeraccumersiel, darunter auch das 1812 entstandene Sieltor, das heute unter einer Straßenkreuzung begraben liegt. Diese fünf Motive griff er immer wieder auf – sowohl in Ölgemälden als auch Kohlezeichnungen. Siehe hierzu auch Vergleich Nr. 12 der Serie.

10. Mariengymnasium Jever, gemalt um 1950:

Das Hauptgebäude des Mariengymnasiums (rechts im Bild) wurde um 1900 erbaut, da aufgrund der stark gewachsenen Schülerzahl ein neues Gebäude benötigt wurde. Querstehend im Hintergrund ist das weiß verputzte Seetzenhaus zu sehen, das heute für den Unterricht der Oberstufe genutzt wird. Ursprünglich bestand dieses Gebäude aus vier in Reihe stehenden Kasernen, die in den Jahren 1766–1770 unter Fürst Friedrich August von Anhalt-Zerbst als Einzelbauten errichtet wurden. 1816–1818 wurden die vier Kasernen zu einem Komplex zusammengefasst. Bereits ab 1865 für Schulzwecke genutzt, diente das Gebäude bis 1961 als Stadtmädchenschule.

Anschließend wurde es als Betriebsstätte der Olympia AG Wilhelmshaven genutzt und 1977 vom Landkreis Friesland übernommen. Ab 1979 war es dann für das Mariengymnasium in Betrieb, bevor es zwischen 2011 und 2013 grundlegend umgestaltet wurde. Mit der Renovierung wurden durch schmale, graue Bänder im Mauerwerk die Bereiche zwischen den ursprünglichen vier Kasernen sichtbar gemacht.

11. Die alte Schleuse Varel, gemalt 1968:

Am Vareler Hafen malte Arthur Eden mehrere Bilder. So auch öfters die alte Schleuse, die am 1. Oktober 1846 in Betrieb genommen wurde. Wo auf Edens Bild die Fischkutter durch die offenen Schleusentore, die bei Wind und Wetter täglich vom Schleusenwärter Carl Schütte bedient wurden, wieder in den Heimathafen zurückkehren, erinnert heute gar nichts mehr. Manch einer mag die 1977 eingeweihte, neue Schleuse für den Standort von Edens Motiv halten, aber zwischen altem und neuem Bauwerk liegen doch sicherlich 50 Meter.

Mitte der 1970er wurde das Gebiet im Rahmen der Deichverlegung und der Umgestaltung des Hafenausgangs völlig umgebaut. Neben der 131 Jahre alten Schleuse musste auch das benachbarte Hause Schütte abgebrochen werden.

Nachdem die neue Hafeneinfahrt fertiggestellt war, wurde die alte Fahrrinne vor dem Deich zugeschüttet, die jedoch auf Luftbildern selbst 45 Jahre später noch zu erkennen ist, denn die Zusammensetzung des Bodens ist dort eine ganz andere.

12. Westeraccumersiel, gemalt 1964:

Unter Punkt 9 dieser Serie beleuchteten wir schon einmal den ostfriesischen Sielort Westeraccumersiel, der 1965 völlig umgestaltet wurde. Arthur Eden malte hier an der Hauptstraße des Ortes, der Störtebekerstraße. Er schaute dabei auf das alte Sieltor des Hafens, das heute zur Hälfte unter der heutigen Kreuzung liegt. Das Haus am äußeren linken Bildrand wurde seinerzeit ebenfalls abgebrochen. Das dahinterstehende Kapitänshaus von 1696 beherbergt heute das „Zwei-Siele-Museum“, das viele Fotos des Ortes zu Zeiten von Eden und früher zeigt. Draußen vor dem Museum sind drei der Treppenstufen des alten Siels ausgestellt, die bei Renovierungsarbeiten entdeckt wurden.

13. Fedderwarden, Kleine Reihe, gemalt 1972:

Das Gemälde, das die Straße „Kleine Reihe“ im Ort Fedderwarden zeigt, blieb zu Lebzeiten des Künstlers unverkauft. Der dargestellte Winkel, es ist gleich die erste Straße links im Ort, wenn man von Sillenstede kommt, ist auch 50 Jahre später sofort erkennbar. Baulich wurde natürlich etwas verändert, denn wir sehen auf der Fotografie ein Carport, neue Dachfenster bei den hinteren Häusern und einen Zaun, der die alte Hecke ersetzte. Markant ist das mittig dargestellte Haus, welches 1972 mit seinem roten Dach, den roten Klinkern und dem grünen Holzgiebel sehr friesisch und dörflich erscheint. Auch ist die grüne Luke im oberen Giebel verschwunden. Heute scheint das Dachgeschoss bewohnbar gemacht worden sein. Der links auf dem Gemälde dargestellte Baum scheint auch heute noch zu stehen.

14. Am Ellenserdammer Tief, gemalt um 1958:

Ein Motiv, das Arthur Eden mehrmals aufgriff, war eine Baumgruppe an der alten Bundesstraße 69 zwischen Sande und Varel auf Höhe des Ellenserdammer Tiefs. Die Blickrichtung zeigt nach Südosten in Richtung Petershörn. Zurzeit sind sechs Gemälde dieser Baumgruppe bekannt, die zum Teil in größeren Formaten angelegt wurden. Malte Eden meist im Format 50 x 70 Zentimeter, so nahm er hier Leinwände der Größe 60 x 80 oder gar 70 x 90 Zentimeter. Beinahe erinnern die Bilder nebeneinander betrachtet an die Serie der Sonnenblumen-Bilder, die Vincent van Gogh für das Zimmer seines Freundes Paul Gauguin im Jahr 1888 schuf.

Es gab eine Zeit, in der dieses Motiv eine große Anziehung auf Eden ausübte, denn alle Bilder dieser Baumgruppe stammen ungefähr aus der Zeit von 1958 bis 1961. Auffallend ist, dass alle Arbeiten im Sommer entstanden, sodass deutlich hervorgeht, dass tote Bäume neben belaubten stehen. Eventuell stellte Eden hier eine Symbolik dar.

14. Die alte Schmiede in Waddewarden, gemalt in den 1960ern:

Dieses Gemälde zeigt in der Mitte des Dorfes Waddewarden die Kreuzung der Straßen nach Sillenstede, Jever und Hooksiel. An diesem zentralen Punkt stand ehemals die Schmiede von Schmied Drieling. Heute ist dort ein Parkplatz. Das Haus auf der rechten Bildseite steht noch und beherbergte früher einen Schuster.

15. Die Werft Iken in Rüstersiel, gemalt um 1960:

In den 1960er Jahren malte Eden den alten Rüstersieler Hafen mit der Werft Iken, die heute (Stand 2024) noch existiert. Große Veränderungen erfuhr Rüstersiel Anfang der 1970er Jahre, nachdem die Gedanken zu den Entwässerungsbedingungen vorangeschritten waren. Das alte Sielbauwerk war nach einigen Veränderungen in den Vorjahren zum Engpass geworden. Das alte Sieltor, das Deichschart, das Pumpenhaus und der Neuengrodendeich wurden abgetragen.
Eden blickt von der Nordseite des Hafenufers, hinter dem Ende der Spundwand stehend, auf die gegenüberliegende Seite. Zwischenzeitlich baute der Rüstersieler Segler-Club auf dem Nebengrundstück seine Halle. Auch erkennt man gut die Slipanlage der Werft Iken, mit der Boote zu Wasser gelassen oder an Land gezogen wurden. Den freien Blick über die Felder gibt es schon lange nicht mehr.

16. Die Kirche in Sillenstede, gemalt 1964:

1964 malte Arthur Eden die Sillensteder Kirche mit Glockenturm aus südlicher Richtung. Seinerzeit stand am rechten Bildrand das Haus Conring, das später abgebrochen wurde. Auch änderte sich der Verlauf des an der Mauer vorbeiführenden Georg-Albers-Weges. Dieser verlief nach einer Umgestaltung weiter von der Friedhofsmauer entfernt. Ebenso wurde nach der Erweiterung des Friedhofs die südliche Mauer für einen Zugang aufgebrochen. Die seitlichen Flächen des Zugangs wurden mit Erde aufgefüllt, um den Höhenunterschied zum Friedhof auszugleichen. Insofern ist zurzeit der Entstehung des Gemäldes die Mauer in ihrer ursprünglichen Gesamthöhe zu sehen. Die Thuja-Hecke blieb erhalten, aber gleichfalls wurde durch die Bepflanzung der letzten Jahrzehnte der freie Blick auf die Kirche und den Glockenturm beeinträchtigt. Mehr zu diesem Gemälde finden Sie im Blog „Die Kirche in Sillenstede“.

17. Schloss Jever mit Schlossgartenpütte, gemalt 1937:

Das im Jahr 2025 wiederentdeckte Werk zeigt das Schloss aus einer außergewöhnlichen Perspektive. Am 29. Oktober 1937 berichtete Heinrich Wille in einer Sonderbeilage des Jeverschen Wochenblatts unter dem Titel „Besuch bei Arthur Eden“ von mehreren Gemälden, die er in Edens Atelier gesehen hatte oder die bereits im Besitz der Stadtverwaltung von Jever oder des Amts Friesland waren. Dabei erwähnte er auch ein Bild des Schlosses, das im April desselben Jahres dem Amtshauptmann Hermann Ott übergeben wurde: „Im Besitze des Herrn Amtshauptmanns befindet sich ferner die einzigartige Darstellung des jeverschen Schlosses, von der alten Schlossgartenpütte aus gesehen.“ Diese Formulierung lässt darauf schließen, dass Eden und Wille sich über das Werk austauschten, wodurch der historische Kontext des Gemäldes ins Bewusstsein rückte.

Es ist anzunehmen, dass Eden im Auftrag des Amtsverbandes Friesland mit der Anfertigung dieses Gemäldes betraut wurde, da das Werk dem Amtshauptmann Ott zum Abschied überreicht wurde. Ein schmuckes Dokument auf der Rückseite des Gemäldes, das von allen Mitarbeitern unterschrieben und auf den 10. April 1937 datiert ist, belegt diese Widmung. Ott kehrte bereits drei Monate nach seiner Verabschiedung nach Jever zurück und blieb bis 1945 in seiner Position als Amtshauptmann, bevor er durch die britische Besatzungsmacht entlassen wurde.

Für das Gemälde positionierte sich Eden auf der linken Seite des Schlossparks, der an den Schlosshof grenzt, und entschied sich für das Hochformat. Im rechten Vordergrund ist das linke Torhaus der Schlossanlage zu sehen, und dahinter erhebt sich, zur Hälfte von Bäumen verdeckt, das Schloss mit seinem markanten Turm. Ein angedeuteter Baum am linken Rand des Bildes rahmt die Szene ein, dessen karge Äste auf den späten Winter hindeuten, während der Hauch des bevorstehenden Frühlings bereits spürbar wird. Besonders detailreich ist der Schlossturm mit der 1734 fertiggestellten Wetterfahne dargestellt  – ein Detail, das 1937 bei der Übergabe des Gemäldes noch frisch in Erinnerung war, da die Wetterfahne drei Jahre zuvor abgenommen und restauriert worden war.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Darstellung der alten Schlossgartenpütte. Diese Pütte befand sich an der Stelle eines von zwei Brunnen auf dem Schlossgelände. Während der erste Brunnen im Innenhof stand, versorgte der zweite Brunnen noch bis ins 18. Jahrhundert die Bewohner des Schlosses mit Wasser. Der Brunnen selbst stammt wahrscheinlich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Ein Brunnenring aus dem Jahr 1790 wurde nach der Abtragung der Unterburg und der Umgestaltung des Schlossparks entfernt. Bis heute bleibt jedoch unklar, wann genau die im Gemälde abgebildete Pütte aufgestellt und wann sie wieder abgebaut wurde.

18. Wohnhaus der Familie Sies in Accum, gemalt in den 1950ern:

In den 1950er-Jahren malte Arthur Eden das Gartengrundstück samt Wohnhaus der Familie Sies in der Wilhelmshavener Straße in Accum. Es ist anzunehmen, dass die Eigentümer des Hauses ihn mit diesem Werk beauftragten, da das Ehepaar Sies immer wieder betonte, den schönsten Garten zu besitzen. Das Wohnhaus gehörte ursprünglich zur Accumer Brauerei und diente als Küferei, in der Fässer hergestellt wurden.

Das Ölgemälde, auf Leinwand gemalt, zeigt einen sommerlichen Tag. Der sorgfältig gestaltete Garten steht in voller Blüte, und das Sonnenlicht lässt die Rasenfläche erstrahlen. Das Wohnhaus ist von üppiger Vegetation umgeben, die es einrahmt, aber nicht verdeckt. Typische Gestaltungselemente der Zeit sind die bepflanzte Schubkarre sowie die im Vordergrund sichtbaren, gemauerten und verputzten Pfosten, die als Gartenbegrenzung dienen und mit einem Metallrohr verbunden sind. Das Gemälde vermittelt eine freundliche, einladende Atmosphäre. Die Farbgestaltung mit sattem Grün, bunten Blüten und warmem Sonnenlicht verstärkt den Eindruck von Leben und Fürsorge. Der Garten war ein stolzes Aushängeschild seiner Besitzer.

Im Gegensatz zur offenen, gepflegten Gestaltung des Gartens in den 1950er-Jahren wird die heutige Ansicht durch eine dichte, wild wuchernde Hecke geprägt. Wo einst die niedrige Gartenbegrenzung stand, versperren nun hohe, unkontrolliert gewachsene Sträucher den Blick auf das verlassene Haus. Diese natürliche Barriere verstärkt den Eindruck der Verwahrlosung und macht das Grundstück nahezu unzugänglich.

Das Wohnhaus ist hinter dem Dickicht nur noch schemenhaft zu erkennen, was den Kontrast zum Gemälde noch deutlicher macht: Während das Bild von Arthur Eden eine offene, einladende Atmosphäre mit lebendigen Farben und sorgfältig gepflegten Pflanzen vermittelt, erscheint das Grundstück heute verlassen und von der Natur zurückerobert. Die einstige Ordnung und Struktur des Gartens sind vollständig verloren gegangen.

19. Die Stumpenser Mühle bei Horumersiel, gemalt 1974:

Arthur Edens Gemälde von 1974 ist mehr als ein Abbild der Stumpenser Mühle – es ist eine atmosphärische Hommage an ein Bauwerk im Schwebezustand. Mit lockerem Pinselstrich und pastosem Farbauftrag fängt Eden die Eigenheit des Moments ein: Die Mühle wirkt wie aus der Zeit gehoben, umgeben von sattem Sommergrün, während über ihr ein weit gespannter Himmel mit flauschigen Wolken liegt. Die Farben sind natürlich, das Licht weich – kein dramatisches Schauspiel, sondern stille Beobachtung. Der Blick wandert über dichtes Schilf und das dunkle Horumer Tief hin zur Mühle, deren Form sich klar gegen den Himmel abzeichnet.
Die Komposition ist ausgewogen: die Horizontlinie mittig gesetzt, Bäume rahmen das Motiv, das steinerne Brückengeländer im Vordergrund – längst durch Metall ersetzt – bildet einen ruhigen Ankerpunkt. Das Bild entstand, nachdem im Herbst zuvor die allernötigsten Instandsetzungsarbeiten durchgeführt worden waren – ein Moment der Hoffnung, noch fern jeder Wiederbelebung.

Die Mühle selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: 1816 durch H. G. Onnen erbaut, blieb sie rund 150 Jahre in Familienbesitz. 1962 wurde sie an den Müller Dodo Adden verkauft, der bis 1973 Landhandel betrieb. Danach folgte eine erste notdürftige Sicherung. Edens Gemälde hält diesen Übergang fest – ein letzter Blick auf die historische Substanz, bevor wenig später die umfassende Sanierung begann: ein neues Reetdach, sanierte Klinkerwände, Butzenfenster. Und schließlich, ab Mitte der 1970er Jahre, ein Nebengebäude mit gastronomischem Betrieb, das heute die freie Sicht auf den Mühlenrumpf teilweise verdeckt.
Heute zeigt sich die Mühle gezeichnet: Schäden am Dach, eine defekte Windrose, jahrelanger Leerstand, zum Teil von Dornenhecken überwuchert. Doch unter Denkmalschutz stehend bleibt sie ein Ort voller Geschichte – und voller Potenzial. Seit 2017 ist eine touristische Erschließung geplant. Bis dahin ruht sie – wie in Edens Bild – still, aber nicht vergessen.

Fortsetzung folgt ..

Autor: Andreas Grundei