Die Schmiede Graalmann in Sillenstede

Anmerkungen zum Gemälde WV-Nr. 568:


Schmiedemeister Karl Graalmann, 1961, 60,5 x 54,5 cm, Öl auf Leinwand, Besitz Landkreis Friesland (WV-Nr. 568)

Der Schmiedemeister Karl Graalmann wurde 1895 als erstes Kind des Schmiedemeisters Martin Graalmann in Carolinensiel geboren. Karl hatte noch 5 Brüder und 2 Schwestern. Neben ihm erlernten drei Brüder das Schmiedehandwerk und zwei Brüder wurden Stellmacher, so auch sein Bruder Hermann, mit dem er später in Sillenstede zusammenarbeitete.

Nachdem Karl Graalmann im elterlichen Betrieb den Beruf des Schmieds erlernt hatte, legte er 1909 die Meisterprüfung in Aurich ab. Im Mai 1913 kam er mit seiner Familie nach Sillenstede, wo er für 15.000 Mark die inzwischen leerstehende Schmiede der Familie Popken kaufte.

Sein Bruder Hermann eröffnete in der direkten Nachbarschaft eine Stellmacherei. Da den beiden der Wagenbau von der Herstellung von Kutschen, Wagen sowie landwirtschaftlichen Geräten gut bekannt war, sprach sie ihr Nachbar Theodor Pekol an, der um 1925 einen Omnibus mit 53 Sitzplätzen konstruiert hatte. Mit dem Know-How der Graalmanns wurde in Sillenstede ein erster Bus  gemeinsam hergestellt. Den ersten Linienverkehr des Unternehmens Pekol gab es dann ab Mai 1927 im Bereich Friedeburg – Wittmund – Carolinensiel und ab Dezember im Jeverland auf mehrere Linien. Sie reichten nach Horumersiel, Nebenkrug und über Schortens nach Reepsholt.

1935 stellte Karl Graalmann der Raiffeisen-Bank einen Raum in seinem Wohnhaus zur Tätigung von Bankgeschäften zur Verfügung. Später verkaufte er ein Stück Gartenland der Raiffeisen-Bank, die dort ein Gebäude errichten ließ. Heute wird in diesem Haus die Gaststätte „Kiebitznüst“ betrieben, nachdem die Bank in einen Neubau umzog und später die Filiale in Sillenstede ganz aufgab.

Karl Graalmann hatte während seiner Selbstständigkeit mehrere Gesellen; unter anderem arbeite bei ihm der Vater des späteren Boxweltmeisters Max Schmeling. Der kleine Max war einige Male bei seinem Vater in Sillenstede zu Besuch.

1959 feierte der 75-jährige Graalmann sein 50. Meisterjubiläum. Bis kurz vor seinem 80. Lebensjahr arbeitet er tagtäglich in seiner Schmiede, bevor er sie dann endgültig aufgibt.

1961 portraitierte ihn sein guter Freund Arthur Eden bei der Arbeit in der Schmiede. Graalmann, von der stundenlangen Malerei etwas entnervt, fragte Eden: „Wie lange düürt dat denn noch?“
Das Gemälde betitelte Arthur Eden versehentlich falsch, denn er schrieb den Nachnamen des Portraitierten Graalmann mit einem H (Grahlmann).

Der abgebildete Schmiedeofen wurde bis 2015 noch in seiner alten Form erhalten. Ebenso wurde der auf dem Gemälde sichtbare Amboss von der Familie verwahrt.

Autor: Andreas Grundei

Quellenangabe: Jeversches Wochenblatt vom 07.05.2013, Chronikkreis Sillenstede