Ein Hof bei Jeringhave

Anmerkungen zu den Gemälden WV-Nr. 511, 1120, 1160 und 1483:

Jeringhave, Gehöft an der Rahlinger Straße, 1950-60er, 46×36 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz (WV-Nr. 1160)

Folgt man der alten Bundesstraße 69 von Blauhand in Richtung Varel, so passiert man das kleine Dorf Jeringhave, an deren Rahlinger Straße sich ehemals der hier dargestellte Hof aus dem 19. Jahrhundert befand. Arthur Eden war in der Umgebung von Varel öfters auf der Suche nach Motiven für seine Ölbilder und fand diesen Hof eher zufällig. Da Licht und Motiv stimmten, begann er mit dem Malen. Auf allen Bildern dieses Motivs befand er sich hierbei auf halben Weg zum Haus.

Zum reetgedeckten Hof erinnert Frau D., deren Großmutter das Haus zuletzt besaß:
„Auf den auf den Gemälden sichtbaren Stallbereich des Gebäudes folgte der Küchenbereich, der durch eine Tür getrennt war. Die Küche erstreckte sich über die gesamte Breite des Gebäudes und ermöglichte durch Fenster den Blick in den Stall sowie in die „gute Stube“. An die Küche schlossen sich insgesamt zwei oder drei weitere Zimmer an. Von der Küche gelangte man durch einen kleinen Raum zur seitlichen Haustür. In diesem Raum waren ein steinernes Becken und eine Wasserpumpe vorhanden. Die Küche war im Bereich des Herdes mit schönen Fliesen ausgestattet, die aus Delft stammten, oder diesen sehr ähnlich sahen“.

Zuvor wurde der Hof vom Ehepaar Janßen bewohnt und bewirtschaftet. Sie hielten ein paar Ziegen und nutzten das 3.000 bis 4.000 Quadratmeter große Grundstück zum Anbau von Gemüse und Obst. Bis zu seiner Verrentung war der Hausherr vermutlich als Lotse tätig und besserte in späteren Jahren seine Bezüge als Schleusenwärter auf.

Die Großmutter von Frau D. war seinerzeit die Nachbarin der Janßens. Sie kümmerte sich in den letzten Lebensjahren um die Eheleute, als diese schwächer und älter wurden. 1953 starb Frau Janßen im hohen Alter von über 90 Jahren. Ihr Mann folgte ihr ein Jahr später und wurde bis zum Tode von der Nachbarin versorgt. Da das Ehepaar Janßen ohne leibliche Erben starb, vererbten sie der Nachbarin als Dank für Ihre Hilfe das Haus mit dem zugehörigen Grundstück.

Das Haus war zurzeit der Entstehung der Bilder schon einige Jahre nicht mehr bewohnt und verfiel im Laufe der Jahrzehnte langsam. Der letzte noch stehende Giebel wurde vermutlich um 1989/1990 abgerissen.

Jeringhave, Gehöft an der Rahlinger Straße, 1960er, 70×54,5 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz (WV-Nr. 511)

Das Gemälde WV-Nr. 511 entstand an einem sonnigen Tag im März oder Anfang April. Eden kam am späten Vormittag und malte bis in den Nachmittag. Feinheiten hat er noch zu Hause ergänzt und dort das Bild vollendet. Zu diesem Zeitpunkt war der linksseitige Schuppen bereits abgerissen worden.

Jeringhave, Gehöft an der Rahlinger Straße, 1965, 61,5×54 cm, Privatbesitz (WV-Nr. 1483)

Das Gemälde WV-Nr. 1483 zeigt noch den verbliebenen Schuppen, der jedoch schon etwas eingewachsen ist. Dieses Bild ist das erste, das von Arthur Eden auf der Rückseite datiert wurde. Es entstand 1965.

Jeringhave, Gehöft an der Rahlinger Straße, um 1970, 69×54,5 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz (WV-Nr. 1120)

Auf dem letzten der bisher bekannten Gemälde des Hofs (WV-Nr. 1120) erscheint das Grundstück bereits sehr eingewachsen. Beide Schuppen sind nicht mehr vorhanden. Da es sich bei den beiden Gemälden und 511 und 1120 um Auftragsarbeiten handelte, war es Eden sehr wichtig, dass aus Gründen der besseren Unterscheidung keinesfalls der Karren auf der Zuwegung zum Hof zu sehen sein sollte.

Autor: Andreas Grundei