Eigentümliche Zeichnungen auf Pergamentpapier

Anmerkungen zu Arthur Edens Arbeitsweise:


Ein ganzes Konvolut an Skizzen auf Pergamentpapier im Nachlass des Künstlers.

In Arthur Edens Nachlass finden sich Dutzende von rudimentären, unsignierten Kohlezeichnungen auf Pergamentpapier, die eher an grobe Skizzen erinnern. Die meisten davon sind in einem schlechten Zustand, denn es scheint, als wurden sie sehr häufig in die Hand genommen. Viele Stücke des Stapels haben Risse, Knicke und Eselsohren.
Die allermeisten Motive aus diesem großen Fundus besonderer Skizzen sind in Edens Œuvre sehr gut bekannt. Sie hängen als Kohlezeichnungen in vielen Haushalten und sind auch im Werkverzeichnis zahlreich vertreten – teils in mehrfacher Ausfertigung.
Bei einigen dieser Skizzen auf Pergamentpapier sieht es so aus, als wenn die Umrisslinien immer und immer wieder überzeichnet wurden, als wenn sich der Maler das Motiv aneignen wollte. Siehe hierzu exemplarisch auch die abgebildete Vorlage für die Zeichnung „Melkenklamp“.
Was hat es also damit auf sich?
Arthur Eden fertigte über die Jahrzehnte von besonders beliebten Motiven immer wieder Zeichnungen an. Diese verkaufte er für circa 30 D-Mark, oder gab sie zu veräußerten Ölgemälden als Geschenk dazu. Auch waren diese Zeichnungen bei Firmen und Behörden als Geschenk oder Auszeichnung für Mitarbeiter sehr beliebt.
Um sich die Arbeit zu erleichtern, übertrug Eden die Umrisslinien der Zeichnungen, die er häufiger anfertigen wollte, auf das transparente Pergamentpapier. Anschließend drehte er das Papier und rieb die Rückseite großflächig mit einem breiten Kohlestift ein. Das entsprechend präparierte Papier wurde dann erneut umgedreht und vorsichtig auf einen Bogen Zeichenkarton gelegt. Nun zeichnete Eden die Konturen auf dem Pergamentpapier mit einem Bleistift nach, sodass durch die rückseitige Kohle die Linien auf den Zeichenkarton übertragen wurden.
Die so vorbereitete Zeichnung brauchte er dann lediglich mit dem Kohlestift auszumalen.

Bei besonders beliebten Motiven ist zu sehen, dass Eden das Pergamentpapier sehr häufig nutzte. Aber es existieren auch Pergamentpapiere, die so gut wie nie für Vervielfältigungen benutzt wurden und „neuwertig“ erscheinen.
Eine genaue Datierung der Zeichnungen ist trotz angegebener Jahreszahl oft nicht möglich. Am Beispiel der Zeichnung „Friedrichsschleuse“ (exemplarisch WV-Nr. 1030), die 1956 datiert ist, lässt sich das Entstehungsjahr nicht bestimmen, weil Eden diese Zeichnungen bis zu seinem Tode anfertigte. Belegt ist, dass diese Zeichnung erst 1974 in Auftrag gegeben wurde und entstand – sie zeigt lediglich die Ansicht der Friedrichsschleuse von 1956. So verhält es sich auch mit vielen anderen seiner Motive.

Autor: Andreas Grundei