Drei Generationen Schütte an der Schleuse in Varel

Anmerkungen zum Gemälde WV-Nr. 51:

Varel, Schleusenwärter Carl Schütte, 1968, 60×50 cm, Nachlass Arthur Eden (WV-Nr. 51)

Viele Besucher Varels halten sich gerne am Ende des Hafens bei der Schleuse auf und wagen einen Blick über den Deich. Seit 1977 steht dort eine moderne Dockschleuse, die die Besucher nicht mehr an die alte handbetriebene Schleuse von 1846 erinnert. Die damals mit Bockhorner Klinkern gebaute Schleuse trotzte 131 Jahre den Stürmen und Fluten an der Küste und wurde von 1846 bis 1977 von drei Generationen der Familie Schütte bedient.

Als die Vareler Wirtschaft florierte, wurden unter anderem Ziegelsteine, Kohle, Holz und Eisen eingeführt. Als erster Schleusenwärter wurde ab dem 11. Februar 1847 Hinrich Wilhelm Schütte verpflichtet, der die Anlage bis zu seinem Ableben im Alter von 72 Jahren am 31. März 1872 bediente. Er hatte noch die Gelegenheit seinen Enkel Carl im Arm zu halten, der kurz zuvor geboren wurde und Jahrzehnte später sein Amt übernehmen sollte.

Ab dem 01. April 1872 übernahm zunächst Hinrich Wilhelm Schüttes Sohn Hinrich die schwere Arbeit an der Schleuse. Sein Sohn Carl half ihm bereits 1906 bei der Abwehr einer schweren Sturmflut. Später war Carl von 1912 bis 1918 Angehöriger der Kaiserlichen Marine und stieg 1925 in den Dienst an der Vareler Schleuse ein, wo er seinen Vater als Hilfsschleusenwärter beim Bedienen der tonnenschweren Schleusentore unterstützte. Nach dem Tod von Hinrich Schütte, der bis zuletzt im Alter von 82 Jahren bei Wind und Wetter tätig war, übernahm Carl Schütte 1931 alleinig das Amt. 1945 rettete er zudem die Schleuse vor der beabsichtigen Sprengung.

Carl Schüttes Arbeitsplatz mit 'Spill, Schott und Boom' und Blick auf das Außentief
Carl Schüttes Arbeitsplatz mit „Spill, Schott und Boom“ und Blick auf das Außentief

1980 erfuhr Carl Schütte die Ehrung durch Bundespräsident Heinemann und erhielt zum 80. Geburtstag die Verdienstmedaille der Bundesrepublik. In den letzten Jahren wurde er von Schleusenmeister Theo Bergmann unterstützt, bevor er im September 1977, im Alter von 85 Jahren, die Schleusentore für immer schloss.

Er bezeichnete sich gerne als „Der erste Bürger Varels achtern Diek“ und starb 1980.

Die sogenannten Teile „Spill, Schott und Boom“ der alten Schleuse erinnern heute in der Vareler Fußgängerzone an die „gute, alte Zeit“.

Autor: Andreas Grundei