Anmerkungen zum Ölgemälde WV-Nr. 1676:

Schloss mit Brunnen und Torhaus, 1937, 50×70 cm, Öl auf Leinwand auf Holz, Privatbesitz (WV-Nr. 1676)
Am 29. Oktober 1937 berichtete Heinrich Wille in einer Sonderbeilage des Jeverschen Wochenblatts unter dem Titel „Besuch bei Arthur Eden“ von mehreren Gemälden, die er in Edens Atelier gesehen hatte oder die sich bereits im Besitz der Stadtverwaltung von Jever oder des Amts Friesland befanden.

Unter ihnen erwähnte er auch ein Schlossbild, das im April desselben Jahres Amtshauptmann Hermann Ott übergeben worden war: „Im Besitze des Herrn Amtshauptmanns befindet sich ferner die einzigartige Darstellung des jeverschen Schlosses, von der alten Schlossgartenpütte aus gesehen.“ Diese Notiz lässt vermuten, dass Eden und Wille sich über das Werk austauschten – ein Hinweis auf die bewusste Einbettung des Gemäldes in den historischen Kontext.
Wahrscheinlich wurde Eden im Auftrag des Amtsverbandes Friesland mit der Ausführung betraut, da das Werk als Abschiedsgeschenk an Amtshauptmann Ott überreicht wurde. Ein auf der Rückseite angebrachtes, von allen Mitarbeitern unterzeichnetes Dokument, datiert auf den 10. April 1937, belegt diese Widmung. Ott kehrte bereits drei Monate später nach Jever zurück und blieb bis 1945 im Amt, ehe ihn die britische Besatzungsmacht absetzte.
Das 2025 zufällig wiederentdeckte Werk erstrahlt nach einer umfassenden Restaurierung in altem Glanz. Es zeigt das Schloss aus einer ungewöhnlichen, atmosphärisch dichten Perspektive. Eden wählte einen Standort am linken Rand des Schlossparks, von dem aus sich der Blick auf eines der Torhäuser und den Schlossturm eröffnet. Die Entscheidung für das Hochformat betont die aufragende Vertikale des Turms und verleiht der Szene eine stille Monumentalität.
Die malerische Ausführung des Bildes besticht durch eine zurückhaltende Farbpalette und fein abgestufte Lichtverhältnisse. Im rechten Vordergrund erscheint das Torhaus, während das Schloss selbst – nur teilweise sichtbar hinter hochgewachsenen, teils immergrünen Gehölzen – majestätisch in den Himmel ragt. Die Bäume, deren knorrige Äste sich wie ein Netz über das obere Bildfeld spannen, deuten auf einen späten Winter oder beginnenden Frühling hin. Der Himmel ist weit und licht, mit

weichen Wolkenstrukturen, die dem Gemälde eine ruhige, fast beschauliche Stimmung verleihen.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Darstellung der alten Schlossgartenpütte. Diese Pütte befand sich an der Stelle eines von zwei Brunnen auf dem Schlossgelände. Während der erste Brunnen im Innenhof stand, versorgte der zweite Brunnen noch bis ins 18. Jahrhundert die Bewohner des Schlosses mit Wasser. Der Brunnen selbst stammt wahrscheinlich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Ein Brunnenring aus dem Jahr 1790 wurde nach der Abtragung der Unterburg und der Umgestaltung des Schlossparks entfernt.
Die Komposition wirkt ausgewogen, die Tiefenstaffelung sorgfältig durch das Wechselspiel von Architektur und Vegetation angelegt. Eden gelingt es, die stille Würde des Ortes mit einer feinen malerischen Handschrift einzufangen, deren Duktus zwischen realistischer Genauigkeit und impressionistischer Atmosphäre oszilliert. So wird das Gemälde nicht nur zu einem historischen Dokument, sondern zu einem sinnlich erfahrbaren Zeitzeugnis.
Autor: Andreas Grundei