Der Stammtisch

Anmerkungen zum Ölgemälde WV-Nr. 97:


Stammtisch, 1918, 110,5×80,5 cm, Öl auf Leinwand, Nachlass Arthur Eden (WV-Nr. 97)

 

Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg arbeitete der junge und gereifte Arthur Eden weiter an seinen künstlerischen Zielen. Nachdem er bereits erste Erfahrungen in der Ölmalerei gesammelt hatte, wagte er sich mit 19 Jahren an sein erstes, größeres Werk, welches ihm viel Anerkennung einbringen sollte.

Janssens Gasthof in Sillenstede, Postkarte

Das 110 Zentimeter breite Gemälde zeigt den „Stammtisch“ im Gasthof von August Janßen in Sillenstede. Das Lokal befand sich gegenüber der Kirche und in direkter Nähe zu Edens Geburtshaus in der Dicktonnenstraße. In diesem Lokal trafen sich beinahe täglich die auf dem Gemälde dargestellten „Stammgäste“. Von links nach rechts sind zu sehen: Rentner Joh. Folk. Janssen, Landwirt Joh. N. Blohm, Hauptlehrer W. Hammie, Pastor Carl Woebken, Landwirt C. G. Reents, Landwirt Harm Specht, Gastwirt August Janssen und der Heimatforscher Georg Janßen, der sich während des Militärdienstes ein Rheumaleiden zuzog, welches ein schweres Herzleiden auslöste. Er war seitdem auf den Rollstuhl angewiesen und widmete sich fortan bis zu seinem Lebensende der Heimat- und Familienforschung. Viele Jahre später hatte Georg Janßen seine Krankheit so weit überwunden, dass er nicht mehr den Rollstuhl benötigte und sogar wieder Fahrradfahren konnte.

Jeversches Wochenblatt, 19.07.1919

Die Herren der Stammtischrunde saßen 1919 dem jungen Eden bereitwillig viele Stunden Modell. Es entstand ein realistisches Bild mit flachem Farbauftrag auf Leinwand. Zur Finanzierung der recht teuren Künstlerfarben hatte ein Nachbar dem jungen Arthur Eden regelmäßig Geld zugesteckt. Auf dem Keilrahmen hatte Eden rückseitig die Namen der dargestellten Personen notiert. Kurz nach der Fertigstellung des Gemäldes wurde es in jenem Lokal aufgehängt und fand dort lange Jahre seinen Platz. So bezeichnete am 16. Juli 1919 das Jeversche Wochenblatt Edens Gemälde als „anziehende Laienarbeit“, die man gerne im Krughause Janßen in Augenschein nehmen kann.

Die rückseitige Auflistung der dargestellten Personen.

1958 beendete Eden die Leihgabe mit dem Gasthof, der zu dieser Zeit von Büsing betrieben wurde, und nahm sein Bild mit in das von ihm bezogene Haus in der Jeverschen Schützenhofstraße Nummer 10. Kurz darauf war es in einer Ausstellung im Eulenturm des Schlosses Jever zusammen mit anderem Werken aus seinem Schaffen ab 1915 zu sehen. Seit dem Umzug in sein Elternhaus im Jahr 1963 befindet sich das Bild wieder in Sillenstede. Bis heute ist es in Familienbesitz und seit 2020 als Leihgabe in den Räumen des Sillensteder Chronikreises zu sehen.

Autor: Andreas Grundei