Das alte Renteiportal

Anmerkungen zum Gemälde WV-Nr. 1250:

Jever, Stadt, Am Kirchplatz Ecke Flamenstraat, 1940er, 48,9×60,8 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz (WV-Nr. 1250)

Arthur Eden malte Ende der 1940er-Jahre die Ecke des Neuen Markts, heute Am Kirchplatz, mit dem Haus Nummer 8 auf der linken Bildseite und der Mauer des Apothekergartens mit dem alten Reinteiportal in der Bildmitte. Auf der rechten Seite befindet sich das Rathaus von Jever, welches nicht auf dem Bild zu sehen ist. Folgt man der im rechten Drittel befindlichen Flamenstraat, so läuft man direkt auf die Schlossmauer zu.

Das Haus Nummer 8 wurde 1715 gebaut und besitzt einen in der gesamten Region Weser-Ems einzigartigen Schweifgiebel mit Segmentbogen nach Amsterdamer Vorbild. Das hier besprochene Gemälde hing jahrelang in diesem Haus.

Beschäftigen wir uns etwas eingehender mit dem in der Bildmitte sichtbaren Renteiportal.
Das circa 400 Jahre alte Portal war seit 1902 mehr als 50 Jahre Teil einer Gartenmauer, hinter der sich der Apothekergarten der Hof-Apotheke mit der großen Kastanie befand. Auf die Baufälligkeit des Renteiportals, welches bereits wegen seiner Erinnerung an die alte Rentei aus dem Jahre 1558 unter Denkmalschutz stand, wurde bereits 1957 in der Zeitung hingewiesen:

„Mit großer Sorge erfüllt die Heimatfreunde der immer schlimmer werdende Verfall des alten Renteiportals am Kirchplatz. Alle Erörterungen darüber, ob und in welcher Weise die Erhaltung dieses zu den Sehenswürdigkeiten Jevers zählende Stück erhalten werden könne, sind bisher ergebnislos verlaufen. Es sollen aber nochmals Vorstellungen bei der Denkmalschutzbehörde erfolgen……Es bleibt zu wünschen übrig, dass ein Weg gefunden wird, um die spezifisch „stadtjeversche Merkwürdigkeit“, wie Sello sagte, in einer befriedigenden Form zu erhalten. Die Instandsetzung an dem jetzigen Platz zu finanzieren oder, wie vorgeschlagen worden ist, das Portal vielleicht im Heimatmuseum unterzubringen und es damit besser vor den Witterungseinflüssen zu schützen, dürfte allerdings noch manchen Schwierigkeiten begegnen.“ (Quelle: Nordwest-Zeitung, Jeverland Bote, 01.03.1957, Seite 1)

Das Portal gehört in seinen wesentlichen Teilen der Renaissance-Zeit an und ist aus Sandstein hergestellt. Bauhistoriker gehen davon aus, dass die Säulen aus dem Audienzsaal des Schlosses zu Jever stammen und dort als Teile eines Kamins dienten.
Die Friesinschrift lautet „Haec domus exstructa est clarea dominante Maria“ (Dieses Haus ist erbaut unter der Herrschaft der berühmten Maria).
Das Portal wurde 1958 dem Heimatverein übergeben und fand später als eine der Türen zum Innenhof des Schlosses Verwendung.

Der jüngste Sohn des damaligen Apothekers Hans Fritz Busch erinnert sich: „Der Apothekengarten war für uns Kinder ein herrlicher Spielplatz. Er war von einer Mauer umgeben, neben der Kastanie gab es noch zwei gut tragende Birnbäume und Blütengehölze wie Kornelkirsche und japanische Zierkirsche, die herrliche Kletterbäume waren. Mein Vater (geb. 1903) hatte als Kind die Kastanie in den Boden gesteckt, aus der dieser schöne Baum wuchs. Wir konnten durch die Ritzen der in die Jahre gekommenen Holztür des Renteiportals den Kirchplatz beobachten. Der war damals der Mittelpunkt der Kinder aus der Umgebung. Wir trafen uns dort zum Knickern. So nannten wir die einfachen einfarbigen Tonmurmeln. Mit dem Hacken wurde ein Loch in den Boden gedreht und dann hieß es aus einem Abstand das Loch mit den Knickern zu treffen. Es gab damals auch schon die Glasmurmeln mit den Farbstreifen im Inneren, aber die waren kostbar.
In dem Haus mit dem Glockengiebel wohnte meine Großmutter im ersten Stockwerk. Durch den Garten konnte man von hinten in ihr Haus gelangen, um sie zu besuchen. Sie saß gerne in einem Ohrensessel mit Blick auf den Kirchplatz und erzählte uns Geschichten.
Nach dem Abbruch der Mauer 1973 wurde der Garten zum Parkplatz der Hof-Apotheke umgestaltet.“

Autor: Andreas Grundei